Der Sniper und seine Fähigkeiten!

 

 

Entwicklung, Einsatz und Aufgaben

Scharfschütze der US Armee mit dem SSG-Gewehr M 40, dem militärischen Pendant der Remington 700, im Anschlag.

Dieses Gewehr war und ist bei vielen Streitkäften und Polizeien im Einsatz und ist nach wie vor auch bei Jägern und Sportschützen beliebt.

 

 

Was sind eigentlich Scharfschützen?
Der Scharfschütze bekämpft mit gezieltem Einzelschuss wichtige Einzelziele. Er wird dafür entsprechend ausgerüstet und ausgebildet. Seine Waffe ist das Gewehr mit Zielfernrohr oder ein spezielles Scharfschützengewehr. Ein scharfes Auge mit gutem räumlichen Sehvermögen, eine ruhige Hand, ein gutes Gehör und körperliche Gewandtheit sind die Merkmale, nach denen ein Scharfschütze ausgewählt wird. In der Ausbildung lernt er scharf zu beobachten, Ziele rasch zu erkennen und anzusprechen und im günstigen Augenblick treffsicher zu schießen, dabei aber vom Gegner unerkannt zu bleiben.

Historische Entwicklung der Scharfschützen

 

 


Zu allen Zeiten, in allen Kriegen wurde dem Scharfschützen Heimtücke, Mordgier und Feigheit zugerechnet, wie er noch in dem deutschen Begriff „Heckenschützen“ anklingt. Die Geschichte der Scharfschützen in ihren besten Epochen ist eine Geschichte der Einzelkämpfer und der kleinen Spezialeinheiten – wegbahnend und fortschrittlich, aber voll von Rückschlägen und Hindernissen., welche von misstrauischen und voreingenommenen Offizieren bereitet wurden.

Als Gegensatz zu den Linientruppen wurden „leichte“ Truppen und Jäger etabliert, um einer neuen Kampfweise entgegenzuwirken, gegen die nicht mehr mit Salvenfeuer und Exerzierschritten gekontert werden konnte. Diese waren in der Lage, mit jagdlichen Präzisionsgewehren gezielte Einzelschüsse abzugeben und stolz vor den eigenen Linien paradierende Befehlshaber abzuschiessen. Tiraillieren – der Begriff für diese Gefechtsart kam aus dem französischen Wort „tirailler“, und bedeutet zerren, hin- und her hüpfen. Der Tirailleur war ein Schütze, der allein oder in kleinen Gruppen vor der eigentlichen Linie der Armee sich hin und herbewegte, dabei mit seinem Feuer ausgesuchte Ziele oder Vorausabteilungen des Gegners bestrich und gleichzeitig die Bewegung der eigenen Infanterie-Formationen maskierte. Nach der Einführung der Büchsen mit gezogenen Läufen bekam auch die Effizient gewaltigen Vorschub.

Die Bewaffnung der Scharfschützen

 

 

 

 

Nach dem heutigen Stand der Technik haben sich folgende Charakteristika eines Scharfschützengewehres herauskristallisiert (z.B. SSG G22 von Accuracy):

Kaliber: .223” Rem., .308” Win, .300“ WinMag, .50” BMG
System: bewährter Zylinderverschluss (Repetierer) mit solider Bettung im Schaft
Lauf: freischwingend gelagert, starker Aussendurchmesser (Bull Barrel)
Schaft: verzugsfrei aus Kunststoff oder Schichtholz, verstellbar, federnd
Abzug:Flinten- oder Druckpunktabzug, Widerstand unter 2.000 Gramm
Optik: 3 - 12fache Vergrösserung, MilDot Target Absehen
Präzision: max. 30mm auf 100 Meter bei warmem Lauf

Der Scharfschütze als Einzelkämpfer


Die Scharfschützen werden entweder alleine oder paarweise eingesetzt (Zusammenarbeit beim Beobachten, Schießen, Tarnen und Stellungsbau). Ein Scharfschütze wird dabei den Schuss wahrnehmen, während der andere die Trefferlage und die Umgebung beobachtet ("Spotter"). In besonderen Lagen können die Scharfschützen der Züge zu einer Scharfschützengruppe zusammengefasst werden. Ausnahmsweise kann ein Scharfschütze auch einzeln eingesetzt werden. Besser ist jedoch, in einem solchen Fall, dem Scharfschützen wenigstens noch einen fähigen Gewehrschützen zur Seite zu stellen. Den Scharfschützen ist durch den Zugführer ein Kampfauftrag zu geben. Im Rahmen dieses Kampfauftrages handeln die Scharfschützen dann selbstständig. Im Rahmen eines Kampfauftrages muss den Scharfschützen die Stellungswahl überlassen bleiben. Es ist ihnen ein "Stellungsraum" oder "Bewegungsstreifen" zuzuteilen. Die Scharfschützen suchen im Rahmen ihres Kampfauftrages stets die gefährlichsten Ziele oder solche, deren Ausfall dem Feind am meisten Schaden zufügt. Der Scharfschütze schießt aus einer Stellung höchstens 3-6 Schuss. Er muss deshalb über mehrere, gedeckt erreichbare Wechselstellungen verfügen. Scharfschützen gehen niemals neben dem MG oder der schweren Panzerfaust in Stellung (Schwerpunktwaffen ziehen feindliches Feuer auf sich und werden leicht aufgeklärt). Werden die Scharfschützen abgesetzt vom Zuge eingesetzt, so kann für sie "freie Jagd" befohlen werden. Der Scharfschütze sucht sich dann seine Ziele selbst und bekämpft sie selbstständig.

Scharfschützen im 1. und 2. Weltkrieg


Während zu Beginn des Ersten Weltkrieges das Hauptaugenmerk auf die das Feuer aus grossen Entfernungen gelegt wurde, wurde die Idee des Scharfschützen durch den Übergang vom Bewegungs- zu Graben- und Stellungskrieg neu belebt. In Ermangelung von speziellen Scharfschützengewehren wurden zunächst Jagdgewehre umfunktioniert und eingesetzt. Zusammen mit den Maschinengewehren beherrschten sie das Schlachtfeld. Es galt, das Niemandsland im Grabenvorfeld zwischen den Linien zu beherrschen, und den Gegner in Deckung zu zwingen.

War die Reichswehr nach dem Ende des Ersten Weltkrieges noch mit 12 Zielfernrohren pro Bataillon ausgerüstet, so entscheid sich die Heeresleitung 1932, diese ersatzlos abzuschaffen wegen angeblichen geringen taktischen Wertes. Man erkannte die Zeichen der Zeit noch nicht.

Erst die Erfahrungen der Wehrmacht am Anfang des Zweiten Weltkrieges liess die Notwendigkeit von Scharfschützen deutlich werden. Nach dem Beginn des Russlandfeldzuges und dem ersten Auftauchen von gut ausgebildeten, gut ausgerüsteten russischen Scharfschützen musste in kurzer Zeit Versäumtes nachgeholt werden. Der deutsche Karabiner 98k wurde mit einer Vielzahl von Optiken ausgerüstet, die mehr oder weniger optimal für den feldmässigen Einsatz geeignet waren. Die meisten Scharfschützen bevorzugten für den gezielten Einzelschuss eine 4- oder 6fache Optik. Der eigentliche Scharfschützeneinsatz erfolgte recht unabhängig von der Bataillonsebene aus, wo die Schützen in einem entsprechenden Zug zusammengefasst wurden und schwerpunktmässig eingesetzt werden konnten. Auf der Ebene der Kampfkompanien kamen zusätzlich noch Zielfernrohrschützen zum Einsatz.

Scharfschützen in den begrenzten Kriegen nach 1945


Nach den Ende des Zweiten Weltkrieges änderte sich nicht nur das Feindbild im Rahmen des Ost-West-Konfliktes sondern auch die Aufgabenstellung der Scharfschützen. Es entstand eine Reihe von Kolonial-, Busch- und Kleinkriegen, die ein optimales Feld für den Einsatz von Scharfschützen bedeuteten. Im Koreakrieg und zu Beginn des Vietnamkrieges wurden noch die im Zweiten Weltkrieg benutzten Scharfschützenwaffen aus den Arsenalen geholt und recht erfolgreich eingesetzt. Im weiteren Verlauf des Vietnamkrieges zeigte es sich jedoch, dass die Einführung neuer, speziell entwickelter Scharfschützengewehre notwendig wurde. Dabei stellten die ungewohnten Einsatzbedingungen im Dschungel besondere Anforderungen an die Waffentechnik.

Scharfschützen im polizeilichen Bereich

 

 

 


Während der militärische Scharfschütze in erster Linie ein „Jäger“ ist, der sich seine Ziele nach Belieben aussuchen kann und für den es im Grunde unwesentlich ist, ob er seinen Gegner tötet oder nur verletzt, ist der Einsatz des Polizeischützen ganz anderen Bedingungen unterworfen. Der Polizeischütze kommt nur als reagierendes Element polizeilicher Massnahmen zum Einsatz, d.h. wesentliche Gewaltakte wie Geiselnahmen oder Attentate müssen sich bereits ereignet haben, um überhaupt die gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese Form der Anwendung unmittelbaren Zwanges zu erfüllen. Sein Einsatz gilt nicht dem Tod des Täters, sondern der Abwendung einer unmittelbaren Gewalt.

Gegenwärtige und zukünftige Entwicklung
Wie die Erfahrung aus dem Zweiten Weltkrieg und den Kriegen der Nachkriegszeit zeigt, ist der vermehrte Einsatz von Scharfschützen im Truppenverband unerlässlich, sowohl im offenen als auch im bebauten Gelände. Der Überlegenheit eines Gegners oder der speziellen Aufgabe innerhalb heutiger Streitkräfte im rahmen der Nato kann nur mit der flexiblen Ausnutzung aller möglichen Widerstandsmittel begegnet werden. Auch unter der besonderen Berücksichtigung von begrenzten Kriegen bzw. der Durchsetzung von friedenserhaltenden Massnahmen ist die Notwendigkeit von Scharfschützen offensichtlich.

Dipl.-oec. Ralph W. Göhlert , Militärhistorischer Arbeitskreis, RK Ratingen

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